Bei Aufzählung der Vorteile der erneuerbaren Energie werden an erster Stelle Klimaschutz und Ressourcenschonung genannt. Seltener wird auf die handfesten geopolitischen Vorteile verwiesen, die der Einsatz von erneuerbarer Energie mit sich bringt. Das Emirat Katar auf der arabischen Halbinsel gehört zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Sportgroßereignisse wie zuletzt die Handball-WM und die Fußballweltmeisterschaft 2022 lassen das Gefühl aufkommen, als ob diesem Land unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung stünden. 300.000 Einheimische stehen 2 Millionen Gastarbeiter gegenüber, die teilweise unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten. Laut Weltbank hat Katar den weltweit höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf. Die UN-Klimakonferenz 2012 in Doha gilt als Paradebeispiel für das Scheitern der weltweiten Klimaschutzpolitik. Der Emir herrscht als absoluter Monarch und ist Staatsoberhaupt sowie oberster Inhaber der exekutiven und legislativen Gewalt. Katar gilt als weltweiter Financier von Extremisten, was sich auch als europäische Bedrohung darstellt. Haupteinnahmequellen sind Erdöl und Erdgas.

In der Bevölkerung ist das Bewusstsein für die Bedeutung der erneuerbaren Energie bereits stark ausgeprägt, wie vermehrte Installationen von Sonnenkraftwerken auf Hausdächern zeigen.

Russland besitzt 32 Prozent der weltweiten Erdgasreserven und 12 Prozent der Erdölvorräte. Österreich bezieht 60 Prozent seines Gasverbrauchs von Russland, andere europäische Länder bis zu 100 Prozent. Die EU ist vom russischen Gasimport abhängig und damit auch in ihrer Außenhandelspolitik gegenüber Russland. Die Ukraine-Krise samt Annexion der Krim verdeutlicht dieses Dilemma. Aber auch die Annäherung von Griechenland und Ungarn an Russland zeigt die Sprengkraft der Gasabhängigkeit der EU-Staaten von Russland.

Zwei Beispiele für die verfehlte europäische Energiepolitik der Vergangenheit, die bisher in der Verantwortung der Einzelstaaten stand. Insgesamt importiert die EU 53 Prozent ihres Energiebedarfes um 400 Milliarden Euro. 2006 hat die EU mit dem Grünbuch die Energiepolitik verstärkt in den Fokus genommen. Kürzlich wurde mit dem Beschluss der neuen EU-Strategie für eine europäische Energieunion, in der erneuerbare Energie eine zentrale Rolle spielt, der entscheidende Wendepunkt erreicht. Aus EU-Perspektive erkennt man die geopolitische Dimension der erneuerbaren Energie. Eine Sichtweise, die auf einzelstaatlicher Ebene durch das vorherrschende Kirchturmdenken verstellt geblieben war. In der Bevölkerung ist das Bewusstsein für die Bedeutung der erneuerbaren Energie bereits stark ausgeprägt, wie vermehrte Installationen von Sonnenkraftwerken auf Hausdächern zeigen. Ein positives Beispiel, bei dem sich EU-Interessen und Bürgerinteressen treffen.